virtuelle Krippenausstellung Die besondere Krippe Im Rahmen der virtuellen Krippenausstellung soll auch eine Krippe gezeigt werden, die nicht von Herrn Exner gestaltet wurde. Die Künstlerin ist Berta Kals, deren Wirken mit dieser Internet-Seite besonders gewürdigt werden soll. Mit Frau Kals verbindet Herrn Exner eine lange und tiefe Krippen-Freundschaft. Sie ist eine Künstlerin, die das heutige Zeitgeschehen in der Krippe widerspiegeln läßt. Zunächst soll Berta Kals kurz vorgestellt werden: Und was wäre, wenn Jesus in unseren Jahrzehnten und unserem Europa noch einmal Menschengestalt annähme? Wo würde dann heute wohl seine Krippe stehen? In der Penthaus- oder der Sozialwohnung? Im Prominentenviertel oder in der Arbeitervorstadt? Es gibt nur wenige Krippenkünstler, die sich mit diesen Gedanken beschäftigen. ![]() Vor gut 15 Jahren hörte die Künstlerin im Fernsehen auf dem Höhepunkt des kalten Krieges einen Experten über die neuesten Schätzzahlen des Overkills" sprechen. Zahlen, eingestreut ins alltägliche Einerlei, zwischen der Werbung für das weißeste Weiß aller Zeiten und dem Tabellenstand der Oberliga das apokalyptische Grauen. Schätzungsweise dreißigmal können die Menschen sich jetzt umbringen, und immer noch haben sie nicht genug. Welche Ironie steht doch hinter solchen Vernichtungsmeldungen, als ob die Sicherheit eines Geschöpfes dadurch größer würde, daß es sich und die Brüder jenseits des Flusses einmal, zwei- oder dreißigmal sterben lassen kann." Eine Vorstellung, die der Mutter von drei erwachsenen Kindern absurd erscheint und nachhaltig erschüttert. Da sitze ich, modelliere Engelchen, die lustig musizieren und vom Frieden auf Erden singen. Und gleichzeitig bereiten die Bewohner dieser schönen Erde sich milliardenfachen Tod. Was würde Jesus wohl zu dieser Verteidigung sagen?"
Anfangs war Frau Kals Ehemann skeptisch: Solche Krippen stellt doch keiner auf. Dafür ist die Öffentlichkeit noch nicht reif. Dann muß man eben mithelfen, sie reif zu machen", beharrte sie damals. Sie sollte recht behalten. Heute reisen die im bescheidenen Küchenatelier" entstandenen Tonkrippen um die Welt, sind in den USA, Südamerika, Afrika und in fast allen euopäischen Ländern zu sehen. Sie stehen in der Kathedrale von Conventry und in mehreren Museen. Sie werden in Kirchen gezeigt, dienen als Kristallisationspunkt in Gottesdiensten und ökumenischen Begegnungen. Sie haben Preise bekommen, darunter den Preis für Berufskünstler vom Bischof von Lüttich auf der Krippana und den Bischof-Heinrich-Tenhumberg-Preis für vorbildliches Krippenschaffen". Die Symbolik einer scheinbar naiven, doch zuletzt mitreißenden Hoffnungsfähigkeit löst kontroverse und leidenschaftliche Diskussionen aus. Manche der Visionen in Ton haben sich erfüllt. So die beiden 1982 modellierten kalten Krieger" der Entscheidungskrippe", ein amerikanischer und russischer Soldat, die Arm in Arm zur Krippe kommen und im Helm gemeinsam eine Friedenstaube tragen. Das Wort von der frommen Erbauung der Christen bekommt eine neue Bedeutung. Friede auf Erden all denen verheißen, die guten Willen haben. Das kann in unseren Tagen geschehen. Berta Kals hat einen neuen Ton" angeschlagen. Sie glaubt: Weihnachten als Geburtsstunde des Christentums könnte Anstoß sein, einen neuen Anfang zu wagen". Heide Muth
Literatur: Ursula Kals, Anne-Marie Nagel: Mitten ins Herz gepredigt. Freude an Krippen. Aachen 1995
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