Karl-Heinz Exner, Krippenbaumeister
 

virtuelle Krippenausstellung: Besondere Krippen

Ob Ton oder Wachs, Holz oder Stoff, aus den unterschiedlichsten Materialien entstehen Krippen. Vielfach drücken Krippenbauer damit ihre Gefühle des näheren oder weiteren Umfeldes aus. Oft spiegeln die verwendeten Materialien ihre Heimat wieder. Einige Beispiele:

Krippen der Aachener Künstlerin Berta Kals:
Sie möchte in ihren Krippen auf die Probleme in dieser Welt aufmerksam machen.

Die Elektronikschrottkrippe der Gemeinnützigen Werkstätten Neuss:
Sie soll auf unsere Wegwerfgesellschaft aufmerksam machen.

Die Italienerkrippe:
Krippenfreunde aus der Gegend von Bergamo stellen die Geburt unseres Herrn in ihrer jeweiligen Heimat dar.

Fränkische Krippen:
Sie spiegeln in ihrer Fachwerkbauweise und ihren Trachten unsere fränkische Heimat wieder.

Afrikanische Krippen:
Material und Aussehen der Figuren bestimmt die Heimat de jeweiligen Schnitzers.

Alle sollen die Geburt unseres Herrn oder die damit verbundenen Ereignisse wiedergeben und verdeutlichen.

Sage, wo ist Bethlehem
Rudolf Otto Wiemer

Sage, wo ist Bethlehem?
Wo die Krippe? Wo der Stall?
Musst nur gehen,
musst nur sehen,
Bethlehem ist überall.
 
Sage, wo ist Bethlehem?
Komm doch mit! Ich zeig es dir!
Musst nur gehen,
musst nur sehen,
Bethlehem ist jetzt und hier.
 
Sage, wo ist Bethlehem?
Liegt es tausend Jahre weit?
Musst nur gehen,
musst nur sehen,
Bethlehem ist jederzeit.
 
Sage, wo ist Bethlehem?
Wo die Krippe? Wo der Stall?
Musst nur gehen,
musst nur sehen,
Bethlehem ist überall.

Der Kreuzweg

Datierung: 19.Jahrhundert
Künstler: G. Fugel
Druck: Kunstanstalten Josef Müller, München
Verarbeitung: Wilhelm Müller, Jülich
Leihgeber: Karl-Heinz Exner

Erklärung:
Dieser Kreuzweg befand sich bis zum Ende des 20.Jahrhunderts in der Klosterkirche der Ordensgemeinschaft der Oblaten des Heiligen Franz von Sales in Jülich - Barmen. Nachdem sich die Klostergemeinschaft entschlossen hatte, einen neuen Kreuzweg zu erwerben, wurde dieser ausgemustert. Durch meinen Krippenkollegen Hans-Peter Kempen, der dort arbeitet, hörte ich vom Verkauf der Bilder. Da war es für mich nicht schwer, mich für diese zu entscheiden. Seit September 2007 bin ich nun im Besitz des Kreuzweges. Natürlich musste ich einiges daran richten und säubern. Wenn er auch nicht gerade als „wertvoll“ bezeichnet werden kann, für mich bedeutet er sehr viel, wenn ich überlege, was an diesen Bildern schon für innige Gebete verrichtet wurden:
- um Erhörung von Bitten
- um Trost und Rat
- für die Anliegen der Anderen
- für Frieden in der Welt
- unzählige Dankgebete
- und vieles mehr

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch (Figur)

Entstehungsjahr: ca. 1990
Figur: ca. 0,5 m
Material: Ton
gefertigt: unbekannter Künstler, Peru
erworben im Fair-Handel in Münster Schwarzach

Fatschenkindl

Foto Fatschenkindl Foto Fatschenkindl

Ein Fatschenkind oder gut bayerisch „Fatschenkindl" ist ein gewickeltes („eingefatschtes") Jesuskind. Kopf, Hals und Schultern sind fast immer aus Wachs; Hände und Füße nicht notwendig, da der Körper mit Stoffbändern umwickelt und mit kostbaren Stoffen, Spitzen und Borten überzogen ist. Drahtarbeiten, Perlen und anderer Schmuck dienen als Verzierung. Meist sind die Fatschenkinder auf ein Kissen, in eine Spanschachtel oder in einen Glasschrein gebettet.

Diese Jesuskinder wurden zur Weihnachtszeit vor allem in Frauenklöstern gefertigt. Dort war seit dem Mittelalter der sehr persönliche und liebevolle Umgang mit dem Jesuskind zur spezifisch weiblichen religiösen Erbauung ganz selbstverständlich. In vielen alpenländischen Familien sind die Fatschenkindl auch heute noch der Mittelpunkt des Weihnachtsfestes. Einer alten Tradition folgend werden die Fatschenkinder in der Vorweihnachtszeit von Hof zu Hof getragen, ehe dann im großen Kreis, um das Fatschenkindl versammelt, das Weihnachtsfest gefeiert wird.

Loahmmandel-Passionskrippe

Beschreibung:
Passionskrippe aus der Gegend von Oberösterreich (Steyr, Garsten)
Stilrichtung: orientalisch
Entstehungsjahr: 1998
Material: Holz, Styrodur, Stoff
Figuren: 6 cm, von Josef Seidl, Garsten, Oberösterreich

Diese Loahmmandel-Passionskrippe entstand innerhalb meines Krippenbaukurses in der Werkstatt von Josef Seidl in Garsten bei Steyr (Österreich) vom 20. bis 25. Juli 1998. Sie stellt in einem Zyklus von 8 Szenen das Leiden und Sterben Jesus Christus dar.

Erklärung:
Loahmmandelkrippen:
Die ausgestellte Kastenkrippe stellt im Wesentlichen eine Nachemp­findung der ursprünglichen Ennstaler Kastenkrippe (Österreich) dar, wie sie vor 200 Jahren gebaut wurden. Eine Besonderheit dieser Krippe sind die so genannten „Loahmmandeln”, die vor Generationen im Backofen gebrannt wurden. Die Herkunft dieser Halbrelief-Figuren aus Ton ist u. a. auch im Steyrer Raum und im Salzkammergut nachgewiesen, wo noch immer alte Tonmodeln existieren. Die Krippenfiguren haben grundsätzlich symbolischen Charakter, leben aber vom individuellen Gefühl, das der Betrachter in sie hineinlegt. Neben den biblischen Hirten finden sich Gestalten aus dem einfachen Leben der damaligen Bevölkerung. Nicht geklärt, wie so vieles in Bezug aus diesem Kulturgut ist die Tatsache, dass die Krippen in dieser Form hauptsächlich von Nagel- bzw. Sensen­schmieden hergestellt wurden.

Elektronikschrottkrippe

Erklärung:
Diese Krippe wurde im Sommer 2007 von den Mitarbeitern der gemeinnützigen Werkstätten Neuss zusammengebaut. Sie verkörpert den Zeitgeist des heutigen Weihnachtsfestes und soll einen Beitrag zum besinnlichen Nachdenken geben. Weihnachten ist eben nicht nur Geschenke-Geben und ‑Erhalten oder ein paar Tage von der alltäglichen Arbeit befreit sein, sondern das, was wir daraus machen!
Erklärung zu dieser Krippe von Gruppenleiter Hans-Peter Trampert ( 10. Juni 2008): „Es ist ein Ros entsprungen. In wie weit ist die Krippe heute immer noch das Symbol für Frieden, Glückseeligkeit und soziale Nähe im engen Kreis der Familie, der Verwandten und Freunde? Ist sie auch noch das, was sie ursprünglich als frohe Botschaft in der christlichen Gesellschaft vermitteln und verkörpern soll? Oder ist sie heute der alljährliche Erfüllungsort moderner multimedialer Entwicklungen und den damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartungen in atemberaubender Geschwindigkeit? Was Erwarten wir in der heutigen Zeit, von der Gesellschaft und dem christlichen Glauben in Verbindung mit der Geburt Jesus, dem Retter der Menschheit, inmitten der Turbulenzen von Terror und Krieg, verbunden mit der euphorischen Verherrlichung von hoch technologischen intelligenten Superwaffen? Wie weit sind wir alle mitverantwortlich für das Elend und den Hunger in der Welt? Wie gehen wir mit den menschlichen Grundrechten um? Sind wir nicht selbst die Urheber des Weltterrors, mit un­seren egoistischen kurzsichtigen raffgierigen Verhaltens­weisen? Welche Zukunftschancen haben die Menschen heute im Zeitalter der größten Völkerwanderung aller Zeiten? Beobachten wir doch bitte einmal den eigenen, persönlichen weihnachtlichen Gabentisch unter dem geschmückten Baum direkt neben der Krippe mit der heiligen Familie. Was wird uns als wirkliche Wertigkeit geboten? Sind es denn noch Gaben der Liebe, der Dankbarkeit und Freude miteinander, oder sind es nur selbstverständliche Erfüllungen von Haben und Wollen, koste es was es wolle. Ist das denn die Rose, welche wir glauben, dass sie entsprungen sei? Diese Krippe aus Elektronikschrott, ein Idee von Mitarbeitern aus der Werkstatt für geistig und psychisch behinderte Menschen, drückt in Ihrer Stacheligkeit genau den weihnachtlichen Zeitgeist aus und soll den Betrachter zur ehrlichen Besinnung auf unsere Zeit von heute bringen, denn da ist viel Nachholbedarf an gerechter weltweiter Menschlichkeit. Da heißt es wieder, die Wertigkeiten in der Pracht der entsprungenen Rose zu erkennen und sie zu nehmen, sie mit den anderen zu teilen. Möge die Krippe den Menschen auch weiterhin ein Symbol für Frieden und Menschlichkeit sein. Erfreuen wir uns bedächtig an der Rose, welche ist entsprungen, und reichen wir uns die Hände zu einem glückseligen, besinnlichen und friedfertigem Weihnachtsfest mit optimistischem Blick für eine bessere Zukunft im einundzwanzigsten Jahrhundert. Wünschen wir ehrliche frohe Weihnachten, wie es uns die Alten schon lehrten.“

Krippen von Berta Kals

Mit Berta Kals verbindet Herrn Exner eine lange und tiefe Krippen-Freundschaft. Sie ist eine Künstlerin, die das heutige Zeitgeschehen in der Krippe widerspiegeln lässt. Zunächst soll Berta Kals kurz vorgestellt werden:

Und was wäre, wenn Jesus in unseren Jahrzehnten und unserem Europa noch einmal Menschengestalt annähme? Wo würde dann heute wohl seine Krippe stehen? In der Penthaus- oder der Sozialwohnung? Im Prominentenviertel oder in der Arbeitervorstadt? Es gibt nur wenige Krippenkünstler, die sich mit diesen Gedanken beschäftigen. Anders Berta Kals. Nach christlicher Glaubensüberzeugung ist der auferstandene Christus immer bei uns und teilt unseren Alltag. Viele Generationen haben gelernt, sich in kritischen Lebenssituationen zu fragen: Was würde Jesus dazu sagen? Wie würde er sich an meiner Stelle verhalten? In was für eine Welt würde der Friedensfürst hineingeboren? Solche Fragen sind der Schlüssel zu den Krippen von Berta Kals. Sie hat die Krippe und die Weihnachtsgeschichte aus dem Klischee des Niedlichen und Nostalgischen gelöst und sie mit unserer Wirklichkeit konfrontiert. Ihre modernen Krippen erzählen nicht nur die Weihnachtsgeschichte, sondern übersetzen sie in unsere Alltagswirklichkeit und deuten sie. Darstellungen, die sich mit unkonventionell eingesetzten, traditionellen Zitaten um die Aktualisierung der Weihnachtsbotschaft bemühen.

Vor gut 15 Jahren hörte die Künstlerin im Fernsehen auf dem Höhepunkt des kalten Krieges einen Experten über die neuesten Schätzzahlen des „Overkills" sprechen. Zahlen, eingestreut ins alltägliche Einerlei, zwischen der Werbung für das weißeste Weiß aller Zeiten und dem Tabellenstand der Oberliga das apokalyptische Grauen. „Schätzungsweise dreißigmal können die Menschen sich jetzt umbringen, und immer noch haben sie nicht genug. Welche Ironie steht doch hinter solchen Vernichtungsmeldungen, als ob die Sicherheit eines Geschöpfes dadurch größer würde, dass es sich und die ‚Brüder jenseits des Flusses‘ einmal, zwei- oder dreißigmal sterben lassen kann." Eine Vorstellung, die der Mutter von drei erwachsenen Kindern absurd erscheint und nachhaltig erschüttert. „Da sitze ich, modelliere Engelchen, die lustig musizieren und vom Frieden auf Erden singen. Und gleichzeitig bereiten die Bewohner dieser schönen Erde sich milliardenfachen Tod. Was würde Jesus wohl zu dieser ‚Verteidigung‘ sagen?"

Mit ihren Mitteln möchte Berta Kals, die viele Bombennächte erlebt und viel Elend gesehen hat, warnen. Die in dem Eifelort Steckenborn geborene wertkonservative Katholikin betont: „Ich bin keine politische Frau, ich sehe das vom christlichen Standpunkt aus." Aber sie hat Mut zu unkonventionellen Ideen und tut etwas. Sie setzt sich an den Küchentisch und schafft zeitkritische Krippen. In ihrem Brennofen glühte bei 900° C die „Raketenkrippe", für jeden der dreißig Weltuntergänge hat sie eine Rakete aus Ton modelliert, die das Jesuskind bedroht, das sich angstvoll verkrampft und die Augen zuhält. Die moralische und geistige Zerstörung unserer Welt, die das Gewaltdenken wechselseitiger Abschreckung angerichtet hat, wird durch das Trümmergestein ausgedrückt, auf dem das weinende Kind liegt. Es folgen Krippen zum Problem des Nord-Süd-Gefälles, zur Gefährdung der ökologischen Umwelt, eine „Krippe im Slum" oder die „verweltlichte Weihnacht", die das zarte Kind unter einem Geschenkberg begräbt. Rund 50 aktuelle Krippen sind entstanden. Darstellungen, die mahnen, aber keine Hoffnungslosigkeit ausstrahlen, denn da sind immer wieder die Kinder, die den Erwachsenen beispielhaft zeigen, was es heißt, friedvoll in einer Welt miteinander zu leben.

Anfangs war Frau Kals Ehemann skeptisch: Solche Krippen stellt doch keiner auf. Dafür ist die Öffentlichkeit noch nicht reif. „Dann muss man eben mithelfen, sie reif zu machen", beharrte sie damals. Sie sollte recht behalten. Heute reisen die im bescheidenen „Küchenatelier" entstandenen Tonkrippen um die Welt, sind in den USA, Südamerika, Afrika und in fast allen euopäischen Ländern zu sehen. Sie stehen in der Kathedrale von Conventry und in mehreren Museen. Sie werden in Kirchen gezeigt, dienen als Kristallisationspunkt in Gottesdiensten und ökumenischen Begegnungen. Sie haben Preise bekommen, darunter den Preis für Berufskünstler vom Bischof von Lüttich auf der Krippana und den „Bischof-Heinrich-Tenhumberg-Preis für vorbildliches Krippenschaffen".

Die Symbolik einer scheinbar naiven, doch zuletzt mitreißenden Hoffnungsfähigkeit löst kontroverse und leidenschaftliche Diskussionen aus. Manche der Visionen in Ton haben sich erfüllt. So die beiden 1982 modellierten „kalten Krieger" der „Entscheidungskrippe", ein amerikanischer und russischer Soldat, die Arm in Arm zur Krippe kommen und im Helm gemeinsam eine Friedenstaube tragen. Das Wort von der frommen Erbauung der Christen bekommt eine neue Bedeutung. Friede auf Erden all denen verheißen, die guten Willen haben. Das kann in unseren Tagen geschehen. Berta Kals hat einen neuen „Ton" angeschlagen. Sie glaubt: „Weihnachten als Geburtsstunde des Christentums könnte Anstoß sein, einen neuen Anfang zu wagen".

Heide Muth

Literatur: Ursula Kals, Anne-Marie Nagel: Mitten ins Herz gepredigt. Freude an Krippen. Aachen 1995

Arbeitslosenkrippe

Entstehungsjahr: 1985
Figuren: 30 – 35 cm
Material: Ton
Gefertigt: Berta Kals, Aachen

Erklärung:
Als Jesus nach seiner Auferstehung den Jüngern erschien, grüßte er sie mit den Worten: Friede sei mit euch! Damals glaubten die Menschen, durch den Tod Jesu und seiner Auferstehung werde die Welt von ihren Sünden erlöst. Heute, 2000 Jahre danach, richtet sich die Botschaft dessen, der für uns gestorben ist, ebenso an uns alle, an dich und mich, an die Arbeitslosen und die am Leben krank Gewordenen, die Missbrauchten und die Obdachlosen: „Fürchtet euch nicht, denn ich bin bei euch bis ans Ende der Welt!“
Diese Botschaft richtet sich an uns alle in dieser Gesellschaft, die immer mehr entsolidarisiert wird und in der viele Menschen unter Arbeitslosigkeit leiden. Der Auferstandene kommt in das Leben der Arbeitslosen, der Hoffnungslosen, der Einsamen, der Verzweifelten.
An jeden von uns richtet sich die Botschaft: „Sorge dich nicht um dein Leben, denn dein Heiland, dein Heiler, begleitet dich!“
Gott kommt durch seine Auferstehung in unsere Alltäglichkeit. Er kommt in diese von Spannung und Widersprüchen geprägte Welt.
Wenn wir glauben können, dass am Osterfest in der Realität unserer Welt etwas passiert, dass Gott bei uns und sogar in uns ist, dann wandelt sich Passion in Auferstehung, dann sehen wir die lang gewachsenen Arme von Gottes Sohn, die alle Menschen guten Willens umarmen. Weit offene Arme, die sich Dir und mir und allen helfend und schützend entgegenstrecken, um tröstend Halt zu sein.

Krippe im Spannungsfeld 2001

Stilrichtung: orientalisch
Entstehungsjahr: 2001
Figuren: 15 bis 35 cm
Material: Ton
Künstlerin: Berta Kals Aachen

Erklärung:
Was stellen die Krippenfiguren dar?
"Das Jesuskind in der Krippe auf dem Davidsstern versucht mit seinen überlangen Armen alle in seinen Bann zu ziehen. Die große Josefsfigur mit ausgebreitetem Mantel verkörpert Geborgenheit. Zu der traditionellen heiligen Familie gesellen sich noch 4 ungewöhnliche Figuren, die den Spannungsbogen zwischen Gut und Böse im Verhalten der Menschen zum Ausdruck bringen sollen. Der Mann mit der Gasmaske steht für Krieg, Leid und Sterben. Neben ihm steht die Figur, die ihm demonstrativ das Transparent "PAX" (Frieden) entgegen hält. Das zweite Gegensatzpaar zeigt den Besitzenden, der weit mehr hat als er braucht und seine Habe fest umklammert. An seiner Seite kniet ein Jüngling, der mit leerer Schale auf seine Existenznot aufmerksam macht. Das Wort "Hunger" soll verdeutlichen, dass die Menschen nur im Miteinander in dieser Welt existieren können. Jeder Mensch ist Geschöpf Gottes und soll entsprechend respektiert werden."

Obdachlosenkrippe

Entstehungsjahr: 1985
Figuren: 30 – 35 cm
Material: Ton
Gefertigt: Frau Berta Kals, Aachen

Erklärung:
Käme Jesus heute auf die Welt, wo würde er dann geboren? Wäre er eins von den hungernden Kindern, die uns das Fernsehen beim Abendbrot fast täglich präsentiert, bevor wir verstört auf einen fröhlicheren Kanal umschalten? Würde seine Mutter sich verzweifelt bemühen, ihm mit ausgezehrtem Körper wenigstens etwas Wärme und Hoffnung zu geben? Wäre sein Vater ein Asylant oder Obdachloser, der keine Arbeit findet, um seine Familie zu versorgen? Lebten seine Eltern – von Grundbesitzern vertrieben – auf den Müllhalden von Kairo, Kalkutta oder Sao Paulo? Oder sogar unter uns, geschützt nur durch Pappkartons aus dem Abfall unseres Wohlstandes? Würden sie zur Linderung der Not vielleicht sogar ihre Organe zum Kauf anbieten, oder ihn als seine letzte Überlebenschance an andere hergeben? Wäre Jesus ein Kind von solchen Ausgegrenzten, Abgeschobenen, Ungebrauchten? Eins von jenen Millionen auf unserer Welt, denen es an allem fehlt, obwohl für alle genug da ist? Ganz gleich wo es auch sein würde:
Käme Jesus heute auf diese Welt – er wäre zutiefst enttäuscht, wie wenig sich in 2 000 Jahren Christentum – zum Guten und Gerechten hin verändert hat!

 

 

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Karl-Heinz Exner
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