Karl-Heinz Exner, Krippenbaumeister
 

Krippenbau mit Kindern

Dezember 2000:
Projektarbeit: Krippenbau im Kindergarten

ein Interview von Petra Möhrle und Andi Mayr
  

„In jedes christliche Heim gehört eine Krippe"

Dass Herr Karl-Heinz Exner Krippenbaumeister ist, weiß in Bischberg jedes Kind – seit dem Krippenbauprojekt im letzten Dezember sogar jedes Kindergartenkind! Wir wollten aber noch ein wenig mehr in Erfahrung bringen und haben Herrn Exner bei sich zu Hause besucht. Obwohl alle möglichen regionalen und überregionalen Presseorgane und Rundfunkanstalten vor uns da waren und das Fernsehen sich auch schon angekündigt hat, war er so freundlich, uns ein Interview zu geben.

Sterngucker: Herr Exner, Sie sind Krippenbaumeister. Ist das eine richtige Berufsbezeichnung? Wie wird man das?

Herr Exner: Der Krippenbau ist immer ein Hobby. Das ist kein Beruf. „Krippenbaumeister" ist ein Diplom, das ich in der Krippenbauschule in Innsbruck erworben habe. Vier Jahre musste ich jeweils eine Woche nach Innsbruck. Im vierten Jahr macht man sein Meisterstück, das von einer internationalen Kommission bewertet wird. Es geht hier aber nicht nur ums Diplomszeugnis, sondern auch um die Verpflichtung, die man eingeht – nämlich den Krippengedanken weiterzugeben: „In jedes christliche Heim gehört eine Krippe"

Sterngucker: Was war Ihr Meisterstück?

Herr Exner: Ich habe eine romanische Ruine gewählt. (Er zeigte uns ein Bild von der Krippe.) Herr Exner erklärt uns, dass eine Krippe sowohl aus einem Gebäude und der Landschaft, als auch aus den Figuren besteht. Zusammen bilden sie eine Einheit.

Sterngucker; Woher kommen Ihre Figuren?

Herr Exner: Ich habe viele Figuren von Walter Hamatschek, viele aus Mittenwald, Oberammergau und Südtirol. Die Bekleidung fertigen Krippenkolleginnen und -Kollegen. Woher die Bekleidung der Figuren kommt, ist je nach Stilrichtung verschieden: im heimatlichen Stil aus Nürnberg, orientalisch früher aus Amberg, jetzt aus Bamberg, und für Trachten aus Neunkirchen am Brand.

(Da gibt es z.B. eine Krippe, bei der die Figuren Originaltrachten tragen, wie sie auch heute noch bei uns im Frankenland getragen werden. Die dafür verwendeten Stoffe sind z.T. schon über 100 Jahre alt. Um diese Authentizität zu erreichen, muss Herr Exner schon auch mal länger recherchieren.)

Sterngucker: Wann haben Sie Ihre erste Krippe gebaut?

Herr Exner: Am 1. Juli 1949 sind wir in Bischberg ins Sägewerk gezogen und zu Weihnachten hat mir Frau Kröner, unsere Nachbarin, ihre Krippe erklärt und gezeigt. Ich war damals sieben Jahre alt, und ich sehe die Krippe noch heute vor mir. Ein paar Tage nach Weihnachten hat mir Frau Kröner eine Pappschachtel mit Krippenfiguren geschenkt...

Sterngucker: ...und das war der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft. Wissen Sie noch, wie viele Krippen Sie in den letzten 52 Jahren insgesamt gebaut haben?

Das kann Herr Exner nicht beantworten. Es mögen so zwischen 1000 und 1200 Krippen gewesen sein. Vielleicht „nur" 900? Um seine Verbundenheit zur Krippe – egal ob groß oder klein – zu untermauern, greift Herr Exner an dieser Stelle in seine Hosentasche und präsentiert uns eine kleine Krippe.

Sterngucker: Was ist Ihre Lieblingsfigur in der Krippe?

Herr Exner: Das Wichtigste ist die Familie, von ihr geht alles aus. Und besonders das Kind. Alles andere ist Beiwerk.

Immer wieder erwähnt Herr Exner den ihm so wichtigen Krippengedanken. Ein großes Erlebnis war für ihn gewiss auch der Empfang als Krippenbauer bei Papst Johannes Paul II. in einer Privataudienz in Rom 1991. Zu den Verdienstmöglichkeiten meinte der Papst wohl: „Sehen Sie es so: Sie haben die Gabe, mit Ihrer Hände Arbeit Freude zu bereiten, dann nützen Sie diese."

Sterngucker: Was ist Ihre persönliche Lieblingskrippe?

Herr Exner: Mein Abschlusswerk des Meisterkurses. Das „orientalische" gefällt mir besonders gut – mit Figuren aus Mittenwald, angezogen von einer Frau aus Amberg.

Sterngucker: Wenn Sie sich irgendeine Krippe aussuchen dürften – Geld spielt keine Rolle – welche würde Ihnen am Besten gefallen?

Herr Exner lacht, denn diese Frage hat diesem medien- und interviewerprobten Mann noch nie jemand gestellt. Es fällt ihm auch keine Antwort ein. Nein, er hat keinen besonderen Wunsch. Mit der eigenen Hauskrippe habe er sich (auch auf Drängen seiner Frau) bereits einen Wunsch erfüllt. Mit Figuren der sizilianischen Künstlerin Angela Tripi... Diese Krippe bleibt im Hause Exner, wird nicht verliehen, verschenkt oder verkauft. Auch wenn es bislang noch keinen Stall dazu gibt.

Sterngucker: Was macht am Krippenbauen den meisten Spaß?

Herr Exner: Ich freue mich über den Fortschritt, wenn die Krippe entsteht und wächst. Dachziegel schneiden, das mache ich nicht so gerne, das ist eine Heidenarbeit – stundenlang.

Sterngucker: Erzählen Sie uns doch bitte, was Sie sich gedacht haben, als Frau Wolfschmitt Sie gefragt hat, ob Sie mit den Kindergartenkindern eine Krippe bauen würden?

Herr Exner: (sehr spontan und inbrünstig) Oje, oje. (Wir lachen.)

Herr Exner: Ich kann Ihnen ganz ehrlich sagen, ich hatte Bedenken. Man kann da noch nicht so viel erzählen wie bei Schulkindern. Ich weiß nicht, kann man den Kindergartenkindern eine Schere geben? Können Sie kleben?

Ein Gespräch mit Frau Wolfschmitt zur Vorplanung des Krippenbau-Projektes konnte Herrn Exner offensichtlich beruhigen.

Sterngucker: Und wie war dann die Realität?

Herr Exner: Es waren meine schönsten Tage in der ganzen Weihnachtszeit. Mit den Kindern zu arbeiten... alle waren begeistert bei der Sache. Es war ein ganz tolles Arbeiten.

(Herr Exner hat Frau Wolfschmitt versprochen, das Krippenbauen mit dem Kindergarten zur festen Einrichtung zu machen. Womit sich unsere geplante letzte Frage nach einer Wiederholung des Projekts bereits erübrigt hatte.)

Herr Exner: Zum Schluss – wenn die Kinder gegangen sind - haben sie mir immer ein Lied gesungen. Das ist mir schon unter die Haut gegangen. Es war ein ganz tolles Erlebnis mit dem Kindergarten zu arbeiten. Ich wollte den Kindern auch etwas weitergeben, den Krippengedanken „in jedes christliche Haus gehört eine Krippe" verbreiten.

Sterngucker: Ein schöner Schlusssatz, Herr Exner. Vielen Dank.

Doch Herr Exner weiß noch einen besseren Schlusssatz für uns. Daran erkennt man den Medienprofi!

Herr Exner: Was muss ein Krippenbauer mitbringen? Drei Dinge vor allen anderen aber sind es, die der Krippenbauer nötig hat: die tiefe Liebe zur Sache, die unentwegte Geduld, die nimmerrastende Phantasie, zusammengefasst in einem gläubigen Herzen.

Sterngucker: Herzlichen Dank, dass wir Sie besuchen durften.

Natürlich durften wir noch Herrn Exners Kellerschätze bewundern, Ställe, Häuser, Bäume, Figuren und auch den Tatort: di Werkstatt, in der auch die Kindergartenkinder mit Herrn Exner arbeiten durften.

 

 

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